Freitag, 31. August 2012

TAG NEUNZEHN: 102,1KM (GESAMT 1546), VON RAMSBERG NACH HALVARSGÅRDARNA

Mücken! Regen! In der Tasche ausgelaufene Milch! Mehrere Kilometer Kiesstrecke wegen Baustelle! Kein Müsli fürs Frühstück! … Zufriedenheit! Ich bin sehr froh, dass ich heute wieder 100 Kilometer geschafft habe. Und das, obwohl ich so lange für mein tolles Frühstück und das Einpacken gebraucht habe, dass ich erst um halb zwölf losfahren konnte. Und: der Brief mit meinen Geldkarten ist in dem Vandrarhem in Kristinehamn angekommen! Der Betreiber ruft mich gleich noch einmal an und dann klären wir, wohin er den Brief weiterschickt. Habe schon eine Idee. :) Ich dachte mir, ich schreibe heute mal über die ganzen kleinen Probleme, die ich jeden Tag wieder bewältigen muss. Die kleinen Unangenehmigkeiten. Zum Beispiel ist mein Zeltboden abends immer nass. Das liegt daran, dass sich über Nacht Kondenswasser an den Innenwänden des Außenzeltes bildet, das morgens nicht trocknet. Wenn ich das Zelt verpacke, läuft es dann durch die Schichten und bleibt am Boden. Also muss ich abends immer mit einem Handtuch alles abtrocknen. Das ist dann ungünstigerweise auch nass. Oder Folgendes: Manchmal, wenn ich von einem sehr niedrigen Gang auf das zweite große Zahnkranzblatt wechseln will, verkantet sich die Kette ganz komisch. Dann muss ich mehrmals runter- und hochschalten, bis es wieder geht. Oder meine Kleidung: Morgens ziehe ich mich warm an, dann ist mit immer am kältesten. Beim Fahren wird mir zu warm, also ziehe ich eine Pullover oder so aus. Durch den Fahrtwind ist das dann doch zu frisch, also etwas anderes an. Wenn ich dann Pause mache und der Wind mich nicht mehr ventiliert und kühlt, ist mir zu warm. Also wieder Sachen aus. Und wenn es dann noch regnet und Mann Regensachen in dieses komplexe An- und Ausziehen einzubauen hat, ist sowieso alles vorbei. Es ist außerdem generell extrem aufwendig, an die Kleidung heranzukommen. Denn ich habe sie in der linken hinteren großen Radtasche. Der Zugang zu dieser wird aber durch das Rack-Pack, die drei Spanngurte, darauf lagernde Wasserflaschen und Fahrradschlösser und die Zeltungerlage versperrt. Und – womöglich – Wäsche, die auf den hinteren Taschen trocknen soll. Und durch das Duschbad. Das Duschbad ist sowieso eine ganz eigene Sache. Es ist noch aus Dänemark. Die Flasche ist kaputt, sodass ich sie auf ganz besondere Weise – den Deckel gen Himmel – An meinen Taschen befestigen muss. Schon mehrmals ist es verrutscht und hat sich auf einer Tasche verteilt. Aber genug von den nervenden Kleinigkeiten. Wäre alles perfekt, wäre diese Reise langweilig. Ich habe eben mit dem Mann aus Kristinehamn telefoniert, er schickt den Brief morgen los. Ich höre einen Bach murmeln, er fliesst nur wenige Meter entfernt und trennt zwei Felder voneinander. Auf einem von ihnen, dem südlichen, steht mein Zelt.  Vorhin, als ich beim Zähneputzen in die dunkle Ferne der hier ziemlich freien Landschaft, in der die Sicht nicht durch Bäume versperrt wird, gesehen habe, blitze es zwischen den Bäumen. Dann wieder, weiter links. Immer wieder. Ein Zug fuhr durch den Wald. Es waren anscheinend kleine Entladungen zwischen den Oberleitungen und dem Zug selbst. Aber so hell, dass sie für einen Sekundenbruchteil den gesamten Himmel erhellten. Ich freue mich schon, morgen früh irgendwo einkaufen zu gehen! Ich habe überhaupt nichts mehr und heute den ganzen Tag keine Kaufhalle gesehen. Morgen komme ich aber in einen größeren Ort. Müsli! Milch! Kekse! Obst! Traubenzucker! Sowas steht auf der Einlaufsliste. Die es nicht gibt. Ich wünsche Euch eine gute Nacht und ebenfalls einen murmelnden Bach — auch, wenn nur phantasiert! Schlaft gut. Tom

Donnerstag, 30. August 2012

TAG ACHTZEHN: 87, 8KM (GESAMT 1444KM), VON GRANBERGSDAL NACH RAMSBERG


Es gibt so vieles, über das ich gern schreiben möchte. Den ganzen Tag über Fällen mit Dinge ein, die ich abends im Blogeintrag erwähnen will.
Ich versuche, alles kurz zu umreißen:
Überall Nässe. Der ganze Nachmittag voller Regen. Nebel in den Tälern. Ich hatte das Gefühl, mich am Fuße eines riesigen Gebirges zu bewegen, denn die Wolken, die ich vor mir sah, sahen aus wie die nicht enden wollenden Flanken dunkelgrauer Berge.
Ein wenig Verärgerung und Scham, dass ich noch in den letzten Blogeinträgen davon schrieb, jeden Tag 100 Kilometer zu fahren, und es heute wieder nicht geschafft habe. Das lag natürlich an dem Regen und daran, dass ich dringend auf einen Campingplatz musste, um meine Sachen zu trocknen. Der nächste war noch knapp 30 Kilometer entfernt. Das hätte ich nicht geschafft.
Freude und Stolz. Ich war im Touristeninformationsbüro in Nora, wo ich mich nach dem Sverigeleden erkundigte. Sie hatten sogar zwei der sechs Kartenbücher darüber da und ich konnte den Wegverlauf bis Sundsvall in meinen Straßenatlas kopieren. (Man konnte die Bücher nicht kaufen.) ich unterhielt mich mit den Leuten dort und sie fanden meine Reise so toll, dass sie erst die Adresse dieses Blogs und schließlich auch ein Foto von mir für ihre Facebook-Seite haben wollten. (Also, wenn Ihr aus dem Touristenbüro das lest: Danke! Ihr habt mich sehr ermutigt!)
Staunen über die riesigen Kröten, die bei Regen bis auf den Straßen sitzen.
Vorfreude auf mein Frühstück morgen: ich mache mir endlich mal nicht nur Müsli, sondern Rührei mit Schinken! 
Das angenehme Gefühl, nach einem langen Tag im Schlafsack auf meiner Daunenluftmatratze zu liegen, die Decke, die ich für kalte Nächte als Sicherheit dabei habe, im Nacken, den Regen auf mein Zelt fallen zu hören und diesen Text zu schreiben. 
Das Gefühl, das richtige Zelt zu haben, als ich im Sverigeledenbuch die Vorläuferversion meines Zeltes auf einem Foto vor einem kleinen schwedischen Dorf stehen sehen habe.
Nachdenken über die raffinierten Verkaufsstrategien, die sowohl in Dänemark als auch hier benutzt werden: Käufe drei Packungen Chips und bezahle nicht 75, sondern nur 55 Kronen! Überall wird der Kauf von größeren Mengen mit niedrigeren Preisen belohnt. In der Form ist das in Deutschland noch nicht angekommen, oder?
Befürchtungen. Die Schweden hier auf dem Campingplatz haben mit erzählt, dass im Norden schon richtig Herbst ist und es sehr kalt dort ist … In Kautokeino oder spätestens in Karesuando an der finnischen Grenze werde ich wohl entscheiden müssen, ob ich die letzten 500km schaffe, oder nicht. Sonst nehme ich einen Bus. Irgendwie. Aber natürlich will ich es schaffen, nur mit dem Rad!
Erleichterung. Wenn sich die große Regenfront, die sich im Moment über uns befindet, verzogen hat, so erzählten mir meine Nachbarn auf dem Campingplatz (es sind auch fast die einzigen anderen Gäste), sollen es hier um die 20 Grad werden!
Ruhe und Frieden. Als für ein paar Minuten der Regen aussetzte, ging ich vorhin auf den Steg, der vom Badestrand des Campingplatzes in die diesige Luft über dem See hier führte. Es war still. Der See lag da, groß und dunkel. An den Rändern Bäume und Nebel. Kein einziger Mensch. 
Müdigkeit. Ich schlafe nun!:)
Habt gute Träume und bis morgen! 
Tom 

Mittwoch, 29. August 2012

TAG SIEBZEHN: 45,6KM (GESAMT 1356KM), VON KRISTINEHAMN NACH GRANBERGSDAL


“No, I don’t want any tent here”, sagte mir den Mann in T-Shirt und Unterhose in seiner Haustür stehend und schloss sie wieder. Es war nach acht und ich verzweifelt. Ich konnte einfach keinen einzigen Ort für mein Zelt finden! Es ist hier so feucht, neben den Straßen überall Gräben mit schmalen Rinnsalen, die Wälder sind so dicht und voller Unterholz und die meisten Felder viel zu einsehbar, als dass man in einer ihrer Ecken zelten könnte. Die meisten. Dieses hier nicht ganz. Es spannt sich eine Stromleitung über das Feld und so gibt es daneben einen kleinen Bereich, in dem das Unkraut gekürzt wurde, um … Keine Ahnung. Dem Strom nicht im Weg zu sein. Heute war wohl der Abend der sonderbaren Geräusche:
1. Ein Heulen tief im Wald vor ungefähr zwei Stunden. Nicht wie ein Hund, aber auch nicht wie Wolfsgeheul, das man aus Filmen kennt. (Übrigens scheint heute Vollmond zu sein. Oder Fast-Vollmond …)
2. Erneut die wiederkehrende Klangfolge, die ich schon vor ein paar Tagen vor Ulricehamn gehört habe. Man hört sie über weiter Entfernungen. Dumdidelum. Dumdidelum. Dum-Du-Dum-Du-Dum. 
3. Das Geräusch, das ungefähr 80 Bullen machen, nachdem sie aus mir unerfindlichen Gründen im Kollektiv von einer Seite zur anderen über ihre riesige Weide geprescht sind. Wild die Köpfe schüttelnd und austretend. Gruseliges, geisterhaftes Blöken.
4. Ein Schuss, der vor wenigen Minuten durch die Nacht krachte.
Ich habe heute leider nur vergleichsweise wenige Kilometer hinter mich gebracht, da ich bis 16 Uhr in Kristinehamn war. Denn Vormittag über habe ich am Laptop verbracht (das Internet ging wieder!) und habe vor allem darauf gewartet, dass der Download meines neuen Reisehörbuchs — Frank Schätzings “Lautlos” — fertiggestellt war. Dann bin ich in die Stadt gefahren, um erneut Geld von zu Hause über das schon erklärte WestwrnUnion-System zu erhalten. Nach einigen Hin und Her hat es irgendwann geklappt. Nächste Stationen: Teebaumöl für meinen Fuß kaufen, Obst, Müsli, Milch und Kekse kaufen. Eine wärmere Hose kaufen. Nach einem wärmeren Schlafsack sehen. Vergessen, Handschuhe zu kaufen. Orientieren. Losfahren. Ich versuche einfach, die 25 Kilometer, die mit gestern gefehlt haben, und die 55, die heute fehlen, in den nächsten Tagen wieder aufzuholen. Wenn ich nicht richtig schnell sein sollte, werde ich es übrigens leider nicht mehr schaffen, im finnischen Weihnachtsmanndorf am Polarkreis vorbeizufahren. Leider liegt Rovaniemi abseits meiner Route. 
Morgen früh fahre ich nach Nora, wo ich wieder auf den Sverigeleden stoße, dem ich in den nächsten Tagen nach Sundsvall an der Ostsee folge!:) Natürlich ist das ein Umweg, aber ich fahre lieber auf dem Radweg, als auf irgendwelchen Straßen.
Also. Ich wollte gerade davon schreiben, dass sich die komischen Geräusche verflüchtigt haben und nun hat neben mir ein merkwürdiges Scharren und Kratzen begonnen. Von einem sehr kleinen Tier. Geräusche sind so schwer einzuschätzen. Vielleicht ist es etwas im Gras und vielleicht ist es auch etwas zwischen den beiden Zeltwänden, ein Insekt. Also, gute Nacht!:) Es bleibt spannend.
Tom

Dienstag, 28. August 2012

TAG SECHSZEHN: 75KM (GESAMT 1311KM), VON FINNERÖDJA NACH KRISTINEHAMN


Toll. Jetzt hatte ich mich so auf einen Abend mit Internet gefreut und es vorhin sogar schon benutzt und prompt, als ich mich mit der Pizza und dem Laptop in den Aufenthaltsraum des Vandrarhems setze, geht es nicht mehr. Dabei wollte ich im Blog ein wenig aufräumen, diesen Eintrag mit einer richtigen Tastatur schreiben, Hörbücher herunterladen, Emails beantworten, einfach Dinge tun, die ich sonst nicht kann. Vielleicht geht es morgen früh beim Frühstück ja wieder!
Ich bin ja vor allem hier, da meine neuen Kreditkarten hier mit der Post ankommen. Leider sind sie noch nicht da. Nach enorm langem Hin und her zwischen mir und dem Herbergsleiter, der nur wenig Englisch spricht und versteht, hat sich jedoch eine gute Möglichkeit ergeben: er ruft morgen früh in der Post an, fragt, ob der Brief da ist. Dann, um 9, Rufe ich ihn an, um dieselbe Information zu bekommen. Ist der Brief da: gut. Ist er nicht da setze ich meine Reise fort und er schickt ihn mit “hinterher” an ein anderes Vandrarhem. Wir haben so lange gesprochen, dass er mir sogar ein Frühstück vor morgen gemacht hat, das jetzt hier im Kühlschrank auf mich wartet und das gerade mal 20 Kronen, also 2,50€ kostet und wirklich gut aussieht! Ich habe heute den Vänernsee gesehen und er ist wirklich so riesig, dass man das andere Ufer nicht sehen kann und er sich über den halben Horizont erstreckt. Die Berge machen mich ganz schön fertig. Es geht dauernd auf und ab und das Ab ist nie lang genug, damit das Auf danach kein Problem wäre. Aber da muss ich durch!:) Als ich mir heute die Schwedenkarte angesehen hab, habe ich bemerkt, das das Stück, das bereits geschafft ist, im Verhältnis gar nicht so klein ist. Jetzt ist noch genau ein Monat Zeit, bis mein Schiff fährt. Und noch ungefähr 2200 Kilometer liegen vor mir. Wenn ich dabei bleibe und versuche, jeden Tag über 100 Kilometer zu fahren, dann klappt’s also. Man lernt auf einer solchen Reise wirklich zu schätzen, was man sonst immer hat: Zum Beispiel das Privileg eines eigenen Raumes, den man nur für sich so gestalten kann, wie man will. Das ist ziemlich cool, wenn man darüber nachdenkt. Mit einem Zelt geht das nicht. Ich kann keine Nägel in die Wand hämmern und Bilder aufhängen. :)
Heute morgen habe ich mein Buch — Fahrenheit 451 — zu Ende gelesen und nun lese in “Der Alchemist” von Paulo Coelho.  Ich Wünsche Euch eine gute Nacht und hoffe, dass ich morgen früh auf einige der Kommentare, über die ich mich so freue, antworten kann! Schlaft gut!
Tom

Montag, 27. August 2012

TAG FÜNFZEHN: 101,6KM (GESAMT 1236KM), VON BERG NACH FINNERÖDJA


Ich muss mich heute kurz halten — mein Akku ist bald alle. Wunderschönes Wetter heute: Sonne, klarer Himmel. Es wird allerdings spürbar kälter, sodass ich auch in der Sonne eine Fleecejacke brauche. Das obligatorische Baden in einem See zwecks Selbstreinigung wurde heute erledigt. Das Wasser hier ist ungewöhnlich rostrot. Es hat sehr gut getan — belebend! Ich war in einer kleinen Kirche, menschenleer und ein Flügel stand darin, mit einem großen Lederbezug abgedeckt. Mir fehlt das Klavierspielen sehr und ich halte permanent Ausschau nach Musikgeschäften. Ich habe die Abdeckung zurückgeschlagen, kurz den Deckel angehoben und vielleicht sechs leise Akkorde gespielt. Dann habe ich ihn schnell wieder geschlossen und mich entfernt. Auch das hat gut getan. Auch das Hoffen und Erwarten der Möglichkeit, zu spielen, ist ein spannendes Gefühl! Kurz eingekauft. Ein deutsches Paar getroffen. Gespräch mit dem Mann: “Wohin willst du denn noch?” “Zum Nordkap.” “Geil!” Er ist selbst schon dort gewesen — mit DREIZEHN, als Pfadfinder! Sie sind mit einem Hurtigrutenschiff hingefahren (ich nehme ja eines zurück) und haben an Deck GEZELTET! Wow! :)
Ich esse jeden Tag einen Apfel und eine Banane, fast jeden eine Kiwi. Morgens esse ich immer viel Müsli (eine halbe 500-Gramm-Packung pro Tag), den Tag über Brot mit Marmelade, das Obst und viele Kekse! (gestern habe ich, ohne es zu merken, während der Fahrt eine ganze 600-Gramm-Packung Haferkekse verspeist… Allerdings brauchte ich dann auch kein Abendbrot. Das sind sonst meistens Nudeln mit Sauce oder Pesto oder Reis. Vielleicht gönne ich mir in den nächsten Tagen eine Pizza — die gibt es hier überall!)
Also, die Nacht und die letzten Seiten von Fahrenheit 451 rufen!:) das Pfefferspray lag übrigens in Zelteingang.
Schlaft später gut, ihr die Ihr mit Elektrizität beschenkt seid! ;)
Tom

Sonntag, 26. August 2012

TAG VIERZEHN: 108,2KM (GESAMT 1135KM), VON ULRICEHAMN NACH BERG


Ich finde mein Pfefferspray nicht. Also bin ich in dieser Nacht etwas unruhiger, als ich es sowieso schon bin. Die letzten acht Kilometer habe ich im goldenen Sonnenuntergangslicht nach einem Schlafplatz gesucht, konnte aber keinen finden, da in dieser Region annähernd jedes Stück Land entweder Naturschutzgebiet, Weide, Acker oder mit Häusern bebaut ist. Jetzt habe ich mein Zelt hinter einer Baumreihe am Straßenrand aufgebaut, auf einem Feld, das scheinbar nicht genutzt wird. Hier ist nur hohes Gras. Ich habe vorhin einen See zu meiner linken gehabt und er war riesig! Und morgen oder übermorgen werde ich den Vänernsee sehen — der ist bestimmt hundertmal größer! Ich stelle mir das fast wie ein Meer vor. Heute habe ich eine wichtige Entscheidung getroffen. Ich benutzte weiter den Radweg, von dem ich bereits gestern berichtet habe. Den Västgötaleden. Dann traf ich auf eine Stelle, an der ein anderer Radweg, der Sverigeleden, ihn kreuzte. Ich überlegte. Sah in meine Karten. Überlegte. Zählte Kilometerangaben zusammen. Und entschied! Ab jetzt fahre ich auf dem Schwedenradweg, von hier erst einmal nach Kristinehamn, von dort ein kurzes Stück über normale Straßen nach Nora und ab dort wieder auf dem Radweg nach Norden. 1700 Kilometer bis zur Norwegischen Grenze. Dann noch ungefähr 500.
Ich traf heute nach dem Einkaufen auf einen Mann: er sagte, es sei so kalt am Nordkap und der Weg durch die Wälder Nordschwdedens so eintönig.
Dann traf ich im Touristeninformationsbüro auf eine Frau, die — wie auch der Mann — schon am Nordkap war. Als sie mir von der wunderschönen Landschaft, den weißen Rentieren, die es nur dort gibt, und der Mitternachtssonne erzählte, standen ihr die Tränen in den Augen. Jeder müsse in seinem Leben wenigstens einmal dort gewesen sein, meinte sie. Ich wusste wieder, dass das, was ich tue, richtig ist. Und dass mein Ziel die Anstrengung Wert ist.
Heute habe ich beim Fahren (da ich ja auf dem fast unbefahrenen Radweg unterwegs war) erst Musik und schließlich ein Hörspiel gehört. Das hat sehr gut getan. Man denkt so gar nicht mehr an die Länge Strecke, die noch vor einem liegt. Man fährt einfach, genießt die Landschaft und hört zu. Vielleicht schaffe ich es ja, in Kristinehamn an ein WLAN-Netz zu kommen und mehr Hörbücher herunterzuladen.
Gute Nacht! Tom

Samstag, 25. August 2012

TAG DREIZEHN: 103,9KM (GESAMT 1027), VON HYLTEBRUK NACH ULRICEHAMN


Plop. Plop. Plop. Regentropfen fallen auf mein Zelt. Ich bin schon ziemlich früh im Bett, denn genau als ich ankam, begann der Regen. Ich kann also leider nicht mehr draußen sitzen und lesen. Ich befinde mich zwischen zwei Straßen: links von mir ein Radweg, ein echter Radweg! Ich bin ihm am Ende des Tages für ein paar Kilometer gefolgt, es war sehr angenehm, da sich auf einem Radweg mehr am Straßenverlauf und an der Aussicht ändert, als auf einer der Provinzstraßen, die ich die ersten 80 Kilometer gefahren bin. Hoffentlich kann ich ihm noch eine Weile folgen. Rechts ist eine dieser Straßen, sie führt direkt am Ufer eines großen, schönen Sees entlang. Unglücklicherweise sieht man mich von beiden Wegen. Allerdings ist um diese Uhrzeit (20:52) hier nicht mehr viel los. Sogar die ominöse Melodie, die immer wieder gleich alle paar Minuten über den See hallte, ist nicht mehr zu hören.
Das Beste an diesem Tag: Ich habe nun bereits über 1000 Kilometer zurückgelegt!!! Ein Drittel der Strecke ist somit — ungefähr — gemeistert. Ich hab das mit zwei leckeren Gebäcken, Tortilla Chips, einem — wie sich beim Trinken herausstellte — alkoholfreien Bier und mit einem Werthers  Original gefeiert. Denn wie sollte man sich auf so einer Reise belohnen, wenn nicht mit Essen?
Das Schlimmste an diesem Tag: ich goß mir meine Milch in die Tasse, die voll mit Müsli war. Und sie war schlecht. Dickflüssig, klumpig. (Mir wurde in diesem Moment auch klar, weshalb der Tee mit Milch am Abend, den ich im Halbdunkel getrunken hatte, so merkwürdig geschmeckt hatt.) ich bekam dann allerdings an der Rezeption des Campingplatzes Milch. Die alte warf ich weg. Heute Mittag ging ich also in Tranemo in eine Kaufhalle, um neue Milch für morgen früh zu kaufen. Das tat ich. Achtete mit besonderer Aufmerksamkeit auf das Verfallsdatum. Verließ die Kaufhalle. Genehmigte mir einen Schluck. Und sie war schlecht. Das konnte nicht wahr sein! Ganz normale Milch! ‘Filmjölk’ stand darauf! ‘Mjölk’ heißt natürlich ‘Milch’. ‘Fil’, dachte ich mir, bestimmt ‘voll’. Ich fand nun aber mit dem Internet (trotz der hohen Kosten benutzt ich es, ich musste es wissen!) heraus, was bestimmt einige, die das hier lesen, schon wissen: ‘Filmjölk’ ist eine angeblich ganz besonders tolle, erfrischende, sämige skandinavische Spezialität! Mmh! Naja. Ich habe sie noch. Sie liegt neben der ‘Mjölk’ im Zelteingang.
Gute Nacht und bis morgen!:)

Freitag, 24. August 2012

TAG ZWÖLF: 87,7KM (GESAMT 923KM), VON GÄLLAREBÖKE NACH HYLTEBRUK


Ihr würdet mir nie glauben, wie glücklich ich in diesem Moment bin, obwohl ich heute mein Portemonnaie verloren habe! Es lief so ab: Als ich heute Mittag in meiner vorderen rechten Radtasche, in der ich die meisten Wertsachen transportiere, kramte und nach meinem Portemonnaie suchte, war es nicht da. In durchsuchte die linke Tasche, in der ich Essen und Verbandszeug und Medikamente habe. Nichts. Also lud ich das Rack-Pack vom Hinterradgepackträger (das ist eine Tasche von Ortlieb, die man mit den normalen großen Hinterradtaschen verbinden kann, ich bewahre darin das Zelt, die Isomatte und eine Dünne Fleecedecke auf) ab und sah in den anderen Taschen nach. Rechts habe ich die Daunenjacke, meine beiden Fleecejacken, den Schlafsack und Schal und Mütze. Es ist irgendwie die Wärmetasche. Hinzu kommt noch das Netbook und das Teil von Ortlieb, mit dem man eine Radtasche als Rucksack tragen kann. Auch hier: nichts. Also sah ich links nach. Hier habe ich die beiden Kartuschen — eine ist bereits fast leer —, die Töpfe, in denen sich der Kocheraufsatz, das Taschenmesser und ein paar Kerzen befinden, meine Kleidung, den Windschutz für den Kocher und mein Regenzeug. Nichts. Ich durchsuchte alle Taschen, auch die der Hose und der Jacke, die ich trage, packte sogar das Zelt aus und stülpte es um. Absolut nichts. Verzweiflung breitete sich in mir aus, ich war aber noch gefasst. Als ich zu Hause anrief, um Hilfe und Rat zu bekommen, fiel es mir schwer, das Problem (also: ich habe keine einzige Krone Bargeld, keine Kreditkarte, keine Geld- oder Krankenkassenkarte mehr und mein Handy hat nur noch 14% Akku) auszusprechen. Wir entschieden, dass der erste Schritt sei, zu einer Polizeistation zu fahren. Ich fragte im Supermarkt. Hyltebruk. Diese Richtung. Zweieinhalb Meilen. Es waren einundzwanzig Kilometer. Ich fuhr. Verzweifelt. Unmotiviert. Ich dachte darüber, wie man das Problem lösen könnte. Und da waren so viele Berge! Ich war gequält. Konnte mir kein bisschen vorstellen, noch so viele hundert Kilometer in den nächsten Tagen zu fahren. Ich strampelte. Meine Beine schmerzten. Ich hatte kein Portemonnaie. In Hyltebruk hatte die Polizeiwache seit zwei Stunden geschlossen und würde erst am Montag wieder öffnen. Ich rief die Nummer an der Tür an, denn ich wollte das Portemonnaie ja als verloren melden. Nummer nicht vergeben. Mit Vorwahl. Auch nichts. Zu Hause angerufen. Richtige Nummer herausgefunden. Ausprobiert. Stockholm ging ran. Verbinden mich. Jemand anderes. Verbindet mich weiter. Tuten. Anruf beendet. Neuer Versuch. Stockholm. Weitergeleitet. Eine Frau, die wissen wollte, wann ich es verloren hatte. Tuten. Anruf beendet. Es ging einige Male hin und her. Ich hatte Angst. Der Akku war bei 8%. Zwischendurch rief ich mehrmals zu Hause an. Wir entschieden, dass ich versuchen würde, eine Unterkunft im Ort zu finden, um das Handy aufzuladen. Und, dass Mama mir die Kreditkarten, die ich für ihr Konto habe, zuschicken würde. Ich war immer noch verzweifelt und am Boden. Die Augen verquollen betrat ich einen Elektronikladen. Alles orange. Eine weißhaarige ältere Frau und ihr Sohn in orangenen T-Shirts hinter der Theke. Lächeln. Ich erkundigte mich nach Unterkünften. Lang und breit berichteten sie von dem Hotel, dem Wandererheim und dem Zeltplatz und wie genau man diese Orte erreichen konnte. Danach schilderte ich ihnen mein Problem und sagte, dass ich nicht wirklich wisse, wie ich bezahlen sollte. Überweisung von zu Hause? Und dann berichteten sie mir vom Türkei-Aufenthalt des Sohnes vor einigen Jahren. Die Kteditkarte ging kaputt. Aber die Mutter konnte im mithilfe eines bestimmten intenationalen Netzwerkes, das ‘Union’ im Namen trug, Geld ins Ausland transferieren. Das sei ganz einfach und gleich nebenan im Lottogeschäft möglich. Als ich noch erklärte, dass ich mein Handy aufladen müsse, kam die alte Frau sogar mit mir, erklärte der anderen Frau im Lottogeschäft mein Problem auf schwedisch und schließlich saß ich da, neben einem Handy an einer Steckdose. Die Frau in dem Laden schenkte mir eine Cola. Jetzt, ein paar Stunden später, habe ich wieder Bargeld, es hat problemlos geklappt! Meinen Reisepass habe ich auch, der war an anderer Stelle verstaut. Meine technischen Geräte sind geladen, ich war mit dem neuen, frischen Geld einkaufen und liege jetzt auf dem besagten Zeltplatz, direkt an einem See. Es ist schwer zu sagen, warum ich mich so gut fühle; aber das Gefühl, aus so viel Sorge und Verzweiflung aufzutauchen, es überwunden zu haben, eine Cola spendiert bekommen zu haben, ist einfach großartig! Man fühlt sich so warm, wenn Leute für einen da sind, die man nie zuvor gesehen hat. Manchmal scheint man wirklich ein Tief zu brauchen, um ein Hoch empfinden zu können. In vier Tagen bin ich hoffentlich in Kristinehamm an der Nordspitze des Vänernsees in der Jugendherberge, um den brief mitbeten neuen Karten entgegenzunehmen. Morgen früh möchte ich im See baden und früh aufstehen. Energie ist wieder da. Schlaft gut! Tom

Donnerstag, 23. August 2012

TAG ELF: 102,2KM (GESAMT 836KM), VON TROLLEHOLM NACH GÄLLAREBÖKE


Überall sieht man Elche auf Schildern. Einen echten habe ich noch nicht erblickt. Sie sollen ja oft auf den Straßen stehen, da sie keine Angst vor Autos haben. Ich hoffe, dass ich nicht mit einem oder mehreren Elchen konfrontiert werde, die mir den Weg versperren. Denn was soll ich dann machen? — oh! Da ist gerade irgendetwas in der Nähe meines Zeltes. Ich höre es im Unterholz. Angst. Aber nicht zu schlimme, keine Sorge. Ich habe das Pfefferspray griffbereit und das Essen ist über 100m entfernt, an einem Baum, in einer Netto-Tüte. Zurück zu den Elchen: auf dem Fahrrad bin ich ihnen ja ziemlich direkt gegenübergestellt. Vielleicht wundert es sie auch, dass ich mich so merkwürdig bewege. Und abhängen könnte ich sie auch nicht. 60 Kilometer schaffen die pro Stunde. Ich werde sehen, was ich tun werde, wenn es soweit ist. Vielleicht passiert es auch gar nicht. In den Reiseberichten anderer Fahhrar-Nordkapreisenden habe ich davon zumindest nicht gelesen.:)
Übermorgen werde ich wahrscheinlich die 1000-Kilometer-Marke überqueren. (Außer ein Fleisch fressender Elch verspeist mich.)  Das will ich dann sofort irgendwie feiern. Gibt es Vorschläge?:)
Ich fahre weiterhin vorrangig auf kleinen Landstraßen, manchmal auf den etwas größeren Provinzstraßen. Glücklicherweise haben die immer einen Seitebstreifen, dessen Breite zwischen wenigen Zentimetern und annähernd Fahrbahnbreite schwankt. (Meist sind es um die 60 Zentimeter, schätze ich.) Ich kann also auf der Straße fahren, ohne auf der Straße zu fahren.:)
Heute habe ich zum ersten mal etwas zum Mittag gegessen. Das tat gut. Nach Empfehlung eines anderen Nordkap-Reisenden (über den ich im Internet gelesen habe; er machte die Tour vor einigen Jahren mit seiner Frau und schaffte es von Trelleborg zum Kap in beeindruckenden 14 Tagen) gönnte ich mir 3 Stück Kuchen. Eine gute Empfehlung!
Mein Plan für die nächsten Tage sieht wie folgt aus: ich fahre weiter auf den kleinen Straßen bis zur Nordspitze des Vätternsees. Dort versuche ich auf den Sverigeleden, den Schwedenradweg, zu kommen und auf diesem weiter nördlich zu fahren. Jetzt wurde dieser sich noch nicht lohnen, da er zu viele Biegungen macht.
Heute war ein einsamer Tag. Vielleicht gehe ich morgen auf einen Campingplatz, um bei anderen Menschen zu sein.
Allerdings habe ich mich eben noch mit dem Paar unterhalten, dem das Grundstück, auf dem ich Zelte, gehört. (Es ist ein Wald, ihr Haus steht aber ca. 150 Meter entfernt.) sie hielten mit dem Auto, als sie mich im Wald herumstiefeln sahen. Die Frau wollte mich wegschicken (es war bereits dunkel), doch der Mann sagte dann, ich könne bleiben. Er kam sogar ein paar Minuten später mit einer großen Taschenlampe hier vorbei und wünschte mir noch einmal eine gute Nacht.:)
Die wünsche ich Euch hiermit auch! Bis morgen!
Tom :)

Mittwoch, 22. August 2012

TAG ZEHN: 60,5 KILOMETER (GESAMT 734KM), VON KOPENHAGEN NACH TROLLHOLM

Ein sehr intensiver, sehr extremer Tag. Öresundbrücke, Malmö, Schweden, Gegenwind, Karten, Autobahn, Kälte, Wärme und jetzt das Zelt in Wald. Direkt bei einem Schild, dass auf Schwedisch — aber mit dem Wörterbuch auf dem Handy halbwegs verständlich — das Allemannsretten (Jedermannsrecht) erklärt und somit meine Anwesenheit hier unumstößlich legitimiert. Die Reise wird, habe ich das Gefühl, langsam zum Abenteuer. Jetzt ist es wirklich abends kalt und es weht stärker Wind über mein Zelt, in dessen Eingang ich gerade hocke und koche. Es ist nicht mehr ganz so einfach, Wasser zu finden. Vorhin habe ich es mir auf einem Friedhof geholt — hoffentlich keine Sünde. Hier im Wald und mit dem vielen Essen, das ich dabeihabe, denke ich natürlich auch an Tiere. Vor ein paar Nächten hat mich in Schwaan schon ein Igel mitten in der Nacht zu Tode erschreckt, was soll dann erst beim Elch passieren? Ein Mann aus meinem Zimmer in Kopenhagen sagte mir heute morgen, er fände es gut, wenn Menschen im Internet von Reisen wie der, die ich gerade mache, berichten. Die Strapazen, die diese Leute durchmachen müssten, ließen ihn sein eigenes Leben immer ein bisschen lockerer sehen und seine Probleme kleiner werden. Also, wenn das jemand liest, der es gerade schwer hat: Ich hatte heute auch mehrere Stunden wirklich starken Gegenwind, ständig sind Dinge vom Rad gefallen, ich bin halb aus Versehen auf eine Art Bundesstraße gekommen, wo alle 80 oder 100 fuhren, wurde angehupt, vom Wind fast in den Straßengraben geschmettert, dann wieder von LKW angesogen. Ich habe knapp eine Stunde einen Großmarkt für Lebensmittel erkundet, mich endlich wieder mit Nahrung eingedeckt und mich über die Preise gefreut, um an der Kasse bitter enttäuscht feststellen zu müssen, dass ich nicht “Mitglied” bin. Ich habe nicht die Bücher über den Schwedenradweg gefunden, die ich wollte und bei h&m in Malmö gab es noch keine Handschuhe, obwohl in Nordschweden die Temperaturen schon jetzt unter 10 Grad liegen. Also: Ihr seid nicht allein, ich mache auch was durch.;) aber am Ende des Tages ebbte der Wind ab und die Sonne begann stark zu scheinen. Es war kein schlechter Tag, sondern eben ein extremer und intensiver. Und ich freue mich schon darauf, mich an ihn zu erinnern. Schlaft gut! Das tue ich auch gleich — nach ein Paar Seiten Fahrenheit 451. Gute Nacht! Tom

Dienstag, 21. August 2012

TAG NEUN: 20km (gesamt 673km), von Hundige nach Kopenhagen













Ich brauche einen Schokoriegel und es ist null Uhr neun! Morgen nach Schweden. Hab schon wieder das Gefühl, dass die Reise losgeht. Gute Nacht! Entschuldigt bitte den kurzen Eintrag! Tom

Montag, 20. August 2012

TAG ACHT: 113,4km (gesamt 653km), von Sandvig nach Hundige



Es ist schwer, sich an einen Tag zu erinnnern, den man auf dem Rad verbracht hat. Einen Tag ohne große Unterbrechungen oder Umbrüche. Man hat nicht mehrere kleine Erinnerungen, sondern eher eine Art Tageserinnerung, die immer stark vom Jetzt beeinflusst ist: Wenn ich zum Beispiel bereits mehrere Kilometer an einer stark befahrenen Straße durch Industrie- und McDonalds-Gebiet fahre wie ich es vorhin tat, habe ich das Gefühl, das den ganzen Tag gemacht zu haben. Die vielen Felder, der extrem starke Gegenwind, das Meer, die Kühe und Ziegen, die Mähdrescher überall, der kleine Leuchtturm, die Kartoffeln, die an den Bauernhöfen auf Tiaschen zum Verkauf ausliegen — all das rückt in den Hintergrund. Und es fällt mir erst jetzt beim Resümieren wieder ein. Ich bin froh, Kopenhagen bereits so nah zu sein (20 Kilometer), denn so bleibt mir morgen hoffentlich genug Zeit, eine Untekunft für eine Nacht zu finden, in das Museum für moderne Kunst zu fahren, dass so toll sein soll, einen neuen Akku für das Solarladegerät zu kaufen (der richtige geht einfach nicht mehr …) und mit schliesslich mit dem Netbook in ein Café mit WLAN zu setzen. :) Das ist der Plan. Übermorgen will ich dann nach Schweden.
Gute Nacht und bis morgen!:) Tom

Sonntag, 19. August 2012

TAG SIEBEN: 120,5km (gesamt 539km), von Gedser nach Sandvig


Neben mir blubbert mein Reis, den ich gleich mit schmackhafter Jägersoße essen werde. Dazu gibt es Paprika. Dänemark ist immer noch klasse, allerdings konnte ich es heute nicht wirklich genießen, denn es war enorm heiß! Man kann meinen Weg bestimmt jetzt noch anhand einer Schweißspur nachvollziehen. ;) Ich habe heute mehrere Deutsche Paare getroffen, alle unterschiedlich, aber alle verblüfft und fasziniert von meinem Solarladegerät. (Eben stellte sich allerdings heraus, dass es sich den ganzen Tag — aus Gründen, die mir bisher unbekannt sind — nicht aufgeladen hat. Cool sah es allerdings trotzdem aus.;))
Eine Frau spendierte mir sogar eine kurze Überfahrt mit einer Fähre, weil sie so begeistert von meiner Reise war. Gleichzeitig berichtete mir ihr Mann von seiner vierwöchigen Reise mit dem Auto zum Nordkap und von der bitteren, gnadenlosen Kälte und dem heftigen Winden am dort.  Die Motorradfahrer und sogar er im Auto hätten gefroren, berichtete er. Vielleicht lässt mich ja die Bewegung warm werden. Er hat mich auf jeden Fall nicht für alle Zeiten demotiviert! Ein weiterer kleiner Rückschlag war, herauszufinden, dass ich einen kleinen Fehler in meinen Vorstellungen der Geographie Schwedens hatte: Auf meiner Kare war lediglich der südlichste Teil des Landes dargestellt; eine relativ eckige Ausbuchtung. Ich hielt die Breite dieses Teiles (also die Entfernung zwischen  Malmö Simrishamn) für die volle Breite Schwedens und freute mich über die vergleichsweise kurze Strecke, die ich zurücklegen hätte müssen, um das Land zu durchqueren. Am Handy, mit einer Weltkarte, fiel mir dann vorhin allerdings auf, dass das Land an der Stelle einen Knick macht und in Wirklichkeit mehr als doppelt so breit ist. (Mit der ‘Travelmap’ könnt ihr daa bestimmt besser  nachvollziehen.) Naja, auch das werde und muss ich irgendwie schaffen. Ich habe heute die 500-Kilometer-Marke überquert! :) Beim Fahren rechne ich viel, vor allem in Brüchen: Zum Beispiel sind die 539 Kilometer ziemlich genau ein Fünftel der Strecke, die ich zurücklegen muss. Sieben Tage sind allerdings nur ein Siebtel der Zeit. Es läuft also theoretisch gut! Mir gehen meistens schon nach zwanzig Minuten, wenn ich die ersten  fünf Kilometer geschafft habe, Gedanken wie “Wow — schon ein Zwanzigstel der Strecke, die ich schaffen will!” durch den Kopf.
Jetzt liege ich mittlerweile im Bett, draußen quaken Enten, denn ich bin direkt am Schilf und das ist ziemlich direkt im Meer. Und es gibt einen Steg. Und ich war vorhin baden.
Also, gute Nacht!!!:)
Tom

Samstag, 18. August 2012

TAG SECHS: 19,8km (gesamt 418), von Rostock nach Gedser


Dänemark ist für mich schon jetzt, und ich bin erst seit zweieinhalb Stunden hier, ein wunderbares Land! Der Ort Gedser, in dem die Fähre ankommt und in dem ich jetzt auch immer noch bin, hat gerade mal 800 Einwohner. Die Häuser haben höchstens zwei Stockwerke. Alles ist klein, beschaulich, ruhig und friedlich. Die Kirche, die ein wenig aus den niedrigen Häusern hervorragt, ist aus angenehm gelbem Backstein gebaut und das Meer beginnt direkt dort, wo der Ort endet. Ich bin auf einem Naturcampingplatz: die gibt es in Dänemark überall. Die Gemeinden oder Privatpersonen betreiben sie. Oft ist es einfach nur eine Wiese, auf der Camping — nur für Radfahrer und Wanderer — erlaubt ist. In meinem Fall ist es sogar eine Wiese mit Mülleimer und mit einer Dixi-artigen Toilette. Und dem Meer daneben. Obwohl ich heute eigentlich nur in Rostock um 17:30 Uhr in die Fähre eingestiegen bin und um 19:15 wieder ausstieg, bin ich trotzdem einige Kilometer gefahren. Das liegt daran, dass sich der Weg vom Jugendgästeschiff zum Überseehafen schwieriger gestaltete, als ich es erwartet hatte. Irgendwann befand ich mich mitten in einem Randgebiet der Stadt, das in mir die Vorurteile aufkommen ließ, die man auch über den Schlaatz in Potsdam hat … Aber natürlich ist nichts passiert und irgendwann habe ich auch herausgefunden. Nur hatte ich so die Fähre verpasst, die ich eigentlich nehmen wollte. Bis Kopenhagen sind es jetzt noch ungefähr 250 Kilometer. Wenn es also gut klappt, bin ich am Dienstag da. Eigentlich möchte ich aber mehr als drei Tage von Dänemark haben. Vielleicht lasse ich mir Zeit, mich mit dem Land, den Leuten, dem Essen und der fremden, lustigen Sprache, für die so tolle Wörter wie ‘Piskefløde’ charakteristisch sind, zu beschäftigen. Jetzt, wo ich im Ausland bin, habe ich ein zweites mal das Gefühl, dass die Reise beginnt.
Mir fällt auf, dass es mir viel mehr Spaß macht, einen Eintrag zu schreiben, wenn ich abends im Zelt liege, als wenn ich im hektischen Umfeld des Rostocker McDonalds sitze. Also entschuldigt bitte, falls die letzten beiden Einträge ein bisschen abgehakt und angespannt waren. Bis bald, liebe Grüße, Euer Tom!

Freitag, 17. August 2012

TAG FÜNF: 24km (gesamt: 399km), von Schwaan nach Rostock

Kurzer Eintrag: War in Rostock untwerwegs, die ganze Zeit mit dem Rad hin und her, habe nach einem Arzt gesucht wegen meiner Nagelbettentzündung, habe auch einen gefunden, übernachte im JUGENDGÄSTESCHIFF in Rostock – tolle Art der Unterkunft! Ich schreibe das am Samstag, sitze beim McDonalds und habe nur noch 18 Minuten Internet. Also muss ich mich beeilen. ;) Ich musste in Rostock viel erledigen: Nach Radhanscchuhen suchen, zum Arzt gehen, einen Wekcer kaufen, zum Friseur gehen, Essen einkkáufen, … Ich freue mich schon, nachher wieder fahren zu können! Ich werde unruhig, da ich so lange nicht fahre und befürchte, hinterherzuhängen. Tue ich aber eigentlich nach meiner Rechnung nboch nicht. :) Also ab ca. 18 Uhr bin ich im Ausland. Telefonate etc. sind also teurer! Und ich kann nur npoch abends kurz ins Internet (50Mb pro Woche!), um den neuen Blogeintrag hochzuladen. Wenn ich Netz habe. :O) Bis bald! Tom :)   P.S.: Ich stelle als Veröffentlichungsdatum dieses Artikes den 17. August ein, damit ihr wisst, zu welchem Tag er gehört. Eigentlich schreibe ich ihn aber am 18.!;)

Donnerstag, 16. August 2012

TAG VIER: 93,4km (gesamt 375), von Linstow nach Schwaan



Heute war — und bitte denkt jetzt nicht, ich sei traurig oder unmotiviert, mir geht es gut!:) — der schwarze Tag. Regen. Schwarz in den sonst weißen Wolken. Ich also in Regensachen: Schwarze Rsgenjacke, schwarze absolut stilsichere Überschuhe. Dazu meine normale Kleidung: Schwarze Radlerhose, schwarzer Helm, schwarzes T-Shirt und —ja! — auch eine schwarze Unterhose.  Gut, dass ich morgen, wenn ich in Rostock bin, das Paket von Zuhause bekomme, das neben der Solar-Technik-Auflade-Scheibe noch zwei bunte T-Shirts enthält.:)
Zurück zum Schwarz: Als ich durch den dunklen Wald fuhr: Ungefähr 40 schwarzgekleidete Frauen und Männer, langsam durch den Wald joggend. Kurz später weitere 40, sich im Schwitzkasten haltend und an Bäume drückend. Sie waren von der Polizei. Wurden gerade ausgebildet. Als ich ein paar Meter neben ihnen Pause machte, versammelten sich alle an einer winzigen, widerlichen Bushaltestelle, manche rauchend, manche herumstehend, manche gewichtig in Walkie-Talkies sprechend. Wie ich von einem von ihnen, der sich zu mir setzte, erfuhr, warteten sie darauf, abgeholt zu werden. Denn für die ungefähr 80 jungen Polizisten gab es anscheinend nur zwei Autos.
Der Tag endete (fast, bis auf ein Telefonat und das Schreiben dieses Textes) damit, dass auch die Eierkuchen, die ich mit (MinusL-)Butter zubereitete, absolut nichts wurden. Jetzt bin ich satt von halbfertigem kaiserschmarrn. :)

Mittwoch, 15. August 2012

TAG DREI: 104,9km (gesamt 282km), von Wesenberg nach Linstow


Heute war wohl der Tag der Menschen und der Suppen.  Menschen: Ein alter Mann, den ich schon gestern in Wesenberg kennenlernte. Er fährt mit einem Kajak durch die mecklenburgischen Seen, für ein paar Tage, er bot mir gestern Abend an, dass er mir etwas aus der Kaufhalle mitbringen könne. Er kam spät zurück, denn in der Kirche war ein Orgelkonzert. Ein Betrunkener auf dem Marktplatz von Waren, der mich für “Einen vom anderen Ufer” hielt und mir dann ausführlich von seiner letzten Begegnung mit einem solchen und im Anschluss von seinen Erfahrungen mit Berliner Frauen, die prinzipiell vollständig geschminkt zu sein scheinen, berichtete. Eine alte Frau, die den Weg extra spät abends harkte und von Unkraut befreite, damit sie niemandem im Weg war. Ihr Enkel macht auch Abitur, er besucht sie viel zu selten, das sei aber bei allen so. Sie habe es mit dem Rücken. Aber niemand helfe ihr. Trotzdem zum Schluss ein ehrliches Lächeln.  Ein Mann, der mir an einer Karte bei der Suche nach einem Wildcampingplatz half. “Sieben Wochen? Was? Sieben Wochen! Das könnte ich nicht!”  Suppen: Mittags: Nudelsuppe mit Fleischklößchen.                  
Abends: Hühnersuppe mit Nudeln. (Die Eierkuchen sind nichts geworden. Butter fehlte.) Gute Nacht, bis morgen!

Dienstag, 14. August 2012

TAG ZWEI: 78,1 km (gesamt 177km), von Zehdenick nach Wesenberg


Ein Tag kann lang sein, wenn man ihn vollständig draussen verbringt. (Und sogar, wenn man erst um zehn aufsteht!)  Ich ärgere mich, dass ich heute nicht so viel geschafft habe wie gestern, die Kilometer kommen einem irgendwie länger vor. Aber es ist natürlich nicht schlimm, denn solange ich jeden Tag mehr als 60km fahre, sollte ich am Nordkap ankommen. Heute morgen ein Wettrennen mit einem Postauto. Dann die Fahrt durch den Ziegeleipark Mildennerg, dessen Unterhaltungsgrad sich ziemlich genau an dem einen Auto auf dem überdimensionalen Besucherparkplatz ablesen ließ. Dann das Durchfahren von Himmelpfort, das manche von Euch womöglich kennen, weil sie schon ein mal einen Brief an den Weihnachtsmann dorthin geschickt haben. Und ja: Es gab eine Wichtelwerkstatt! Bestehen bleibt nun allerdings die Frage, warum es in Norwegen auch ein Weihnachtsmanndorf gibt – welches ich ja auch besuchen möchte. Wo ist denn nun sein Wohnsitz? Der Tag war geprägt von vielen kleinen, nutzlosen, aber erholsamen Pausen. Vielleicht musste ich sie machen, weil ich kein Mittagessen hatte. Und das lag anscheinend daran, dass ich so spät aufstand. So. Habe mir eben meine vor Mücken schützende Hose angezogen. Viel besser. Ich bin gerade am Wasserwandererrastplatz in Wesenberg – Kanutourfreunde werden sich vielleicht noch daran erinnern. ;) Ein guter Ort: alle Vorzüge eines Zeltplatzes, aber sehr günstig. Gleich Dusche ich, lade Laptop und iPhone im Bad auf und setze mich dann vors Zelt mit einer Kerze. Gute Nacht!

Montag, 13. August 2012

TAG EINS: 99,2 km (gesamt 99,2km), vom Brandenburger Tor nach Zehdenick


Auf der großen Weide hinter der Straße, welche an meinem Zelt vorbeiführt, rauschen die Windräder. Es war ein guter Tag, wenn auch voller Missgeschicke: Nutella, die in der Tasche auslief, das Berlin-Kopenhagen-Buch, das ich, da ich es vergessen hatte, neu kaufen musste. Rasiergel, das in der waschtasche ausläuft, meine luftpumpe, die in den Spalt zwischen Zug und Bordstein fiel,  …
Der Weg nach Rostock ist länger, als ich erst annahm. Es sind 365km und nicht 230. Ich werde wahrscheinlich am Freitag die Fähre nach Dänemark nehmen.
Knacken vorm Zelt. Pfefferspray griffbereit. Windräder Rauschen.